Gute Plätzchen schmecken nicht nur zu Weihnachten – mit dem besonderen Aroma des Waldmeisters passen sie auch wundervoll in den Übergang vom Frühling zum Sommer. Sie können die Mai-Bowle kulinarisch ebenso ergänzen oder den Five O’Clock Tea.


Waldmeister-Plätzchen müssen nicht grün aussehen, um herrlich nach Waldmeister zu schmecken. Die Lebensmittel-Industrie hat zwar dafür gesorgt, dass Waldmeister-Geschmack mit einer knallgrünen Farbe assoziiert wird – sei es Sirup, Wackelpudding oder Limonade – aber in Wirklichkeit färbt das zierliche Kraut aus der Gattung der Labkräuter kaum grün. Es besticht tatsächlich vor allem durch seinen intensiven, vanilleartigen Geschmack – mit dem wiederum der synthetischen Waldmeister-Geschmack nicht allzu viel gemeinsam hat.
Waldmeister (Galium odoratum) wird auch „Wohlriechendes Labkraut“ genannt, denn die meisten seiner Labkraut-Verwandten sehen ihm nur optisch ähnlich, haben aber nicht den gleichen betörenden Duft.
Waldmeister eignet sich, ähnlich wie Lavendel, nicht nur zum aromatisieren von Speisen und Getränken, sondern auch als Potpourri oder Mottenschreck. Das für den Geruch verantwortliche Cumarin entsteht allerdings erst beim Welken der Pflanze, weshalb das Riechen an einem frisch gepflückten Waldmeister-Stängel meist erst einmal enttäuschend ist. Dafür ist er umso überraschender und intensiver, wenn die Pflanzenteile zu Trocknen beginnen und Cumarin freisetzen.


Waldmeister wird aufgrund des Cumarin-Gehalts als schwach bis kaum giftig eingestuft, weshalb die Dosis begrenzt sein sollte.
Der synthetische Waldmeister-Geschmack wird den oben genannten Lebensmitteln nicht nur zugesetzt, weil er günstiger herzustellen ist, sondern weil das echte Waldmeister-Aroma seit den 1970er-Jahren in Deutschland nicht mehr in Lebensmitteln verwendet werden darf, die hauptsächlich von Kindern verzehrt werden. Bei Getränken wie Mai-Bowle sollte auf einen Liter des fertigen Getränks nicht mehr als 3 g des frischen Krauts verwendet werden. Allerdings hängt es natürlich auch stark von der Menge der getrunkenen Bowle und deren Alkoholgehalt ab, ob man am nächsten Tag Kopfschmerzen davon hat. Interessanterweise empfahl Pfarrer Kneipp den Waldmeister nicht nur bei Husten und zur Behandlung von Wunden, sondern auch gegen Kopfschmerzen, da das Waldmeister-Kraut als entspannend und beruhigend gilt. Wie bei vielen anderen Dingen auch, macht also auch hier die Dosis das Gift.


Vorausgesetzt, dass Mai-Plätzchen also nicht kiloweise verzehrt werden, sind sie unbedenklich und eine besondere Leckerei, die man am besten wohldosiert genießt.
Wie kommt nun das Aroma in die Plätzchen? Man kann das Waldmeister-Aroma sehr gut in Flüssigkeiten ausziehen, zum Beispiel in Sirup für Waldmeister-Dudler, in Sahne für Waldmeister-Panna-Cotta, in Wasser oder Apfelsaft für Waldmeister-Gelee oder eben im Wein für die berühmte Mai-Bowle.
All diese Flüssigkeiten sind aber für Plätzchen nicht geeignet. Deshalb wird das getrocknete Kraut, zusammen mit etwas Zucker und Mehl, möglichst fein zerkleinert und so dem übrigen Teig zugesetzt. Als einfaches Buttergebäck oder Shortbread nimmt der Teig das Aroma besonders gut an und wird auch nicht durch andere dominante Zutaten überdeckt.


Mai-Plätzchen mit Waldmeister
Zutaten für ca.20 Stück:
150 g Butter oder Margarine, Zimmertemperatur
250 g Weizenmehl (Typ 405) oder Dinkelmehl (Typ 630)
120 g Zucker
1 Prise Salz
20 Stängel Waldmeister, 1-2 Tage getrocknet
3-4 Stängel Waldmeister, frisch (zum Dekorieren)


Zubereitung:
Die getrockneten Waldmeister-Stängel mit 1 EL Mehl und 1 EL am besten in einem Multi-Zerkleinerer fein zerkleinern.
In einer Schüssel das Waldmeister-Mehl, das übrige Mehl, den Zucker und das Salz mischen. Die Butter oder Margarine in Stücke schneiden und zur Mehlmischung geben. Mit den Händen die Butter mit dem Mehl verkneten, bis ein krümeliger Teig entsteht.
Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Den Teig mit den Händen auf dem Blech verteilen und festdrücken. Nach Belieben noch mit Waldmeister-Blättern dekorieren und den Teig mit einer Gabel mehrmals einstechen.


Bei 180°C Umluft ca. 20 min backen, bis der Plätzchenteig leicht gebräunt ist. Aus dem Ofen holen und sofort mit einem scharfen Messer in Rechtecke schneiden. Vollständig abkühlen lassen, bevor das Gebäck zur Aufbewahrung in eine Dose verpackt wird.
Shortbread, das englische Buttergebäck, eignet sich auch gut, um es mit anderen Aromen aus der Welt der Wildpflanzen zu aromatisieren, z.B. Shortbread mit karamellisierten Ebereschen-Früchten.


Wichtiger Hinweis: Wildpflanzen und andere Pflanzen dürfen nur als Lebensmittel verwendet werden, wenn sie 100%ig sicher bestimmt werden können! Für die sichere Erkennung unbedingt zuverlässige Bestimmungsbücher zu Rate ziehen und an Wildpflanzen-Führungen und -Schulungen teilnehmen. Die Verwechslung mit giftigen Doppelgängern muss ausgeschlossen werden können!
Auch für die äußerliche Anwendung von Wildpflanzen ist eine absolut sichere Bestimmung Voraussetzung. Selbst für Dekorationszwecke, insbesondere für Tischdekoration sollten nur ungiftige Wildpflanzen verwendet werden.
Außerdem unbedingt die Vorschriften zum Naturschutz beachten und nur nachhaltig sammeln! Unter Schutz stehende Wildpflanzen dürfen nicht gesammelt werden!
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