Oft wird diese einfache, aber feine Leckerei auch einfach nur „Hollerküchle“ genannt: duftende Holunderblüten-Dolden werden in einen flüssigen Teig getaucht und in der Pfanne ausgebacken. Schmeckt nach Sommer!
Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa ist Holunderland. Wenn man im Juni reist, sieht man vor allem entlang der Bahnstrecken, aber auch an vielen Autobahnabschnitten, gefühlt mindestens alle 100 m einen blühenden Holunderstrauch. Seine großen, weißen Doldenblüten fallen neben den sie umgebenden Grüntönen ins besonders Auge.
Dass es so viele Holundersträucher in Deutschland und in vielen anderen Regionen Europas gibt, hängt auch mit der kulturellen Bedeutung des Holunders in früheren Zeiten zusammen. Vor allem der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist schon seit der Antike ein Begleiter der menschlichen Ziviliation. Er wurde von jeher wegen seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten als Heilpflanze geschätzt und zählte noch bis in die jüngere Vergangenheit zur „Apotheke des armen Mannes“. Er wurde vor den Stadtmauern angebaut und stand so als Natur-Apotheke den Menschen zur Verfügung. Vielerorts weisen Straßennamen wie „Holunderpfad“, „Hollerweg“ oder „Hündelsgasse“ auf diese Tradition hin.
In ländlichen Gegenden wurde dagegen ein Holunderstrauch oft direkt an eine Hausecke gepflanzt. So hatte man nicht nur direkten Zugriff auf seine Blüten und Früchte, um Krankheiten zu behandeln, sondern betrachtete ihn auch als Schutzbaum gegen Böses. Holundersträucher galten auch als einer der Zugänge ins Reich der Frau Holle, deren Namen sich in Bezeichnungen wie „“Hollerbusch“ noch deutlicher wieder spiegelt. Die kleinen, weißen Blüten, aus denen sich die Schirmdolde zusammensetzt, erinnert an Schnee und stellt eine Verbindung zum Märchen von Frau Holle her. Der Holunderstrauch war in vielen Kulturen der Holle gewidmet und spielt eine wichtige Rolle in der Mythologie.
Auch heute erfährt der Holunderstrauch wieder zunehmende Wertschätzung. Sowohl Holunderblüten als auch Holunderbeeren können in getrockneter Form als Zutaten für Heiltees gekauft werden (die Blüten lassen sich aber auch leicht selbst trocknen). Vor allem aber erfreuen sich Holunderblütensirup, -limonade und -sekt großer Beliebtheit, so dass der Schwarze Holunder dafür auch in stark zunehmendem Maße gewerbsmäßig angebaut wird. Da er aber fast an jeder Ecke wild wächst, lassen sich z.B. Holunderblüten-Sirup, Holunderblüten-Gelee, Holunderblüten-Essig und Holunderblüten-Oximel auch sehr leicht selbst herstellen und der Duft der Blüten damit für den späteren Gebrauch konservieren.
Manchmal sollte man die Geschenke der Natur aber auch dann genießen, wenn es sie gerade frisch gibt. Und so ist es nur ein kurze Zeit, in der man Holunderblüten-Küchle backen kann – aber dafür sind sie dann auch etwas Besonderes und fest mit dem Gefühl des Frühsommers assoziiert.
Für die Küchle braucht es nur ein paar schöne Holunderblüten-Dolden, einen flüssigen Pfannkuchen-Teig und eine Pfanne mit Fett zum Ausbacken.
Holunderblüten-Küchle
Zutaten für 8-10 Stück:
8-10 große Holunderblüten-Dolden
200g helles Dinkel- oder Weizenmehl
2 Eier
200 ml Milch
1 Prise Salz
1 EL Zucker
2 EL neutrales Speiseöl
Butter oder neutrales Öl zum Ausbacken
Zubereitung:
Die Holunderblüten ein wenig ausschütteln und kontrollieren, dass keine Tierchen mehr darin sind.
Aus Mehl, Eier, Milch Salz, Zucker und Speiseöl in einer Schüssel einen glatten Teig herstellen. Der Teig sollte nicht zu fest und nicht zu flüssig sein.
In einer Pfanne Butter oder neutrales Speiseöl erhitzen. Nimmt man viel Fett, werden die Küchle eher frittiert und dadurch knuspriger. Nimmt man weniger Fett, sind sie kalorienärmer und eher weich.
Wenn die Unterseite der Küchle anfängt zu bräunen, die dickeren Stiele der Dolden mit einer Küchenschere abschneiden. Dann die Küchle wenden und auf der anderen Seite ebenfalls goldbraun backen.
Die Holunderblüten-Küchle am besten ganz frisch servieren, wenn sie noch warm sind. Dazu passt zum Beispiel Zimt& Zucker, Holunderbeeren-Konfitüre oder Kirsch-Kompott.
Das Rezept eignet sich prima, um aus frisch gesammelten Holunderblüten-Dolden die Küchle ganz frisch über dem Lagerfeuer zu backen.
Wichtiger Hinweis: Wildpflanzen und andere Pflanzen dürfen nur als Lebensmittel verwendet werden, wenn sie 100%ig sicher bestimmt werden können! Für die sichere Erkennung unbedingt zuverlässige Bestimmungsbücher zu Rate ziehen und an Wildpflanzen-Führungen und -Schulungen teilnehmen. Die Verwechslung mit giftigen Doppelgängern muss ausgeschlossen werden können!
Auch für die äußerliche Anwendung von Wildpflanzen ist eine absolut sichere Bestimmung Voraussetzung. Selbst für Dekorationszwecke, insbesondere für Tischdekoration sollten nur ungiftige Wildpflanzen verwendet werden.
Außerdem unbedingt die Vorschriften zum Naturschutz beachten und nur nachhaltig sammeln! Unter Schutz stehende Wildpflanzen dürfen nicht gesammelt werden!
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