Kurz vor der Sommersonnenwende öffnen bereits viele Wildblumen ihre Blüten und bringen eine wunderbare Farbvielfalt mit sich. Zum Mittsommerfest werden sie in Schweden zu Kränzen gebunden und dekorieren die einladende Tafel, an der mit Familie und Freunden der längste Tag des Jahres gefeiert wird.
Glockenblume, Wiesen-Margerite, Kamille, Johanniskraut, Flockenblume, Wiesen-Labkraut, Schafgarbe, Frauenmantel, Malve, Dost und viele andere Wildblumen zieren jetzt die Wiesen und Wegränder. Die Natur hat innerhalb weniger Wochen Enormes vollbracht, viele Pflanzen haben die Zeit bereits genutzt, um Blüten zu entwickeln, mit Farben und Düften Insekten zum Bestäuben anzulocken und mit ihrer Hilfe Samen zu bilden. Damit sichern sich viele Wildpflanzen ihr Überleben ins nächste Jahr, manche ausschließlich über Samen, manche als zusätzliche Strategie nach dem Motto „sicher ist sicher“. Der Erfolg der Wildpflanzen – oft auch Un-Kräuter genannt – besteht in vielen Fällen auch darin, dass sie sich nicht auf eine Methode zur Sicherung des Fortbestands verlassen, sondern sich außer mit Hilfe von Samen zum Beispiel auch über Wurzelausläufer oder Absenker ausbreiten können. Oder sie können zusätzlich dank einer Speicherwurzel überwintern und im nächsten Frühjahr neu austreiben.
Ende Juni, auf dem Höhepunkte des Sonnenjahres und am astronomischen Beginn des Sommers, steht allerdings die Vermehrung über Samen im Vordergrund. Obwohl die Zeit der Wildkräuter und -blumen gerade erst begonnen zu haben scheint, ist bereits alles auf den nächsten Jahreszyklus ausgerichtet.
In vielen Kulturen weltweit ist die Sommersonnenwende mit dem Element Feuer verbunden, das für die Energie der Sonne steht, die durch Licht und Wärme das Feuerwerk der Natur ermöglicht. In vielen Regionen Europas werden Sonnenwend-Feuer angezündet, ihre Tradition reicht weit zurück und ist bis heute zum Beispiel in Steinkreisen wie Stonehenge sichtbar. Im Christentum wurde die Sommersonnenwende Johannes dem Täufer gewidmet, der Johannitag wird allerdings am 24. Juni begangen, die Sonnenwende dagegen fällt auf den 21. Juni und wird oft an dem Samstag gefeiert, der in den Zeitraum vom 20. – 26. Juni fällt.
Bei einem achtsamen Spaziergang um diese Zeit kann man die Vielfalt der Pflanzen bestaunen. Besonders springt dabei das „Sankt Johanns-Kraut“ – das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) – ins Auge, dessen leuchtend gelbe Blüten sich um den Zeitpunkt der Sommersonnenwende beginnen zu öffnen. Es scheint als sammelt die Pflanze die Strahlen der langen Sonnentage ein und speichert sie für dunkle Tage. Das Echte Johanniskraut hat deshalb auch eine lange Tradition als pflanzliches Antidepressivum, dessen Wirksamkeit inzwischen wissenschaftlich gut belegt ist.
Das Johanniskraut und viele andere Wildpflanzen waren für die Menschen früher sehr wichtige Heilpflanzen und wurden deshalb entsprechend verehrt. Ein Kranz aus diesen Pflanzen darf deshalb bei den Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende die Häupter der Feiernden krönen.
Um einen solchen Kranz zu binden, braucht es nur
- 1 großen Strauß Wildblumen (was regional in großen Beständen wächst, Beispiele siehe oben)
- ca. 1 m Baumwoll- oder Satinband (z.B. Geschenkband), 1-3 cm breit
- Schere
- dünnen Floristen-Bindedraht
Zuerst werden die Wildblumen geteilt, so dass viele kleine Abschnitte mit Blüten entstehen (siehe Bild). Dann wird aus mehreren Blüten ein kleines Sträußchen zusammengestellt, das mit dem Floristen-Draht einmal umwickelt und damit fixiert wird. Dieses Sträußchen wird dann auf das Baumwoll- oder Satinband gebunden. Dabei bleiben etwa 20 cm des Bandes frei (dieses wird später zum Zusammenbinden und Anpassen am Kopf benötigt).
Aus dem Pflanzenmaterial weitere kleine Sträußchen zusammenfassen und nacheinander auf das Band binden, bis die dabei entstehende Blütengirlande die Länge des Kopfumfangs hat. Dann den Draht durch mehrmaliges Umwickeln gut fixieren und mit der Schere abschneiden.
Den Kranz um den Kopf legen und am Hinterkopf mit den Enden des Bandes zusammenbinden.
Die übrig gebliebenen Wildblumen je nach Länge in kleine oder größere Vasen verteilen und als Tischdekoration nutzen.
Wenn der Kranz gerade nicht auf dem Kopf getragen wird, macht er sich auch sehr gut als Dekoration.
Zur Feier des Mittsommerfestes passen auch Rhabarber-Streuselkuchen und Holunderblüten-Oximel sehr gut!
Wichtiger Hinweis: Wildpflanzen und andere Pflanzen dürfen nur als Lebensmittel verwendet werden, wenn sie 100%ig sicher bestimmt werden können! Für die sichere Erkennung unbedingt zuverlässige Bestimmungsbücher zu Rate ziehen und an Wildpflanzen-Führungen und -Schulungen teilnehmen. Die Verwechslung mit giftigen Doppelgängern muss ausgeschlossen werden können!
Auch für die äußerliche Anwendung von Wildpflanzen ist eine absolut sichere Bestimmung Voraussetzung. Selbst für Dekorationszwecke, insbesondere für Tischdekoration sollten nur ungiftige Wildpflanzen verwendet werden.
Außerdem unbedingt die Vorschriften zum Naturschutz beachten und nur nachhaltig sammeln! Unter Schutz stehende Wildpflanzen dürfen nicht gesammelt werden!
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