Grüne Soße ist ein Muss am Gründonnerstag, denn sie bringt den Frühling in Form aromatischer, gesunder frischer Kräuter auf den Teller. Neben der Frankfurter Grünen Soße gibt es unendlich viele Variationsmöglichkeiten, jede regionale Küche hat ihre eigene Version, die auf den jeweils dort heimischen Kräutern basiert. Eine klassische marokkanische Chermoula besteht aus überwiegend Koriandergrün, bei dem sich bekanntlich die Geister scheiden. Den Spirit der Chermoula kann man aber auch in einer Variante schmecken, die aus Wildkräutern zubereitet ist. Und das Beste daran: man muss sich für die Zutaten noch nicht einmal in einen Supermarkt begeben, sondern kann sie im Garten und auf der Wiese sammeln.
Im Frühjahr ist die Vielfalt des frischen Grüns besonders groß. Die jungen Blätter sind noch zart und stecken voller Vitamine und anderen wertvollen Inhaltsstoffen. In Zeiten, in denen die Versorgung mit frischem Gemüse und Obst weniger gut war als heutzutage, konnte damit das Defizit an Vitaminen und Mineralien ausgeglichen werden.
Zu den frühen Wilden gehören viele grüne Kräuter, zu den wichtigsten zählen Giersch, Gundermann, Spitzwegerich, Bärlauch, Löwenzahn, Vogelmiere, Behaartes Springkraut, Sauerampfer, Scharbockskraut, Weinberg-Schnittlauch, Taubnessel, Wiesen-Labkraut, Knoblauchrauke und Schafgarbe. Aus ihnen lassen sich zum Beispiel tolle Dips und Aufstriche mit Quark und Frischkäse zubereiten (es finden sich bereits viele Rezepte und Beschreibungen der Pflanzen dazu auf dem Blog), aber auch intensiv-grüne Soßen und Pestos. Auch die Brennnessel gehört natürlich zu den wertvollen Frühjahrs-Wildkräutern, aber sie eignet sich für die Zubereitung als Grüne Soße nicht so gut.
Während der deutsche Klassiker, die Frankfurter Grüne Soße, außer vielen Kräutern (aus dem Treibhaus) auch Eier und Milchprodukte wie Schmand oder saure Sahne enthält, kommen andere Variationen der Grünen Soße mit weniger oder gar ohne tierische Produkte aus: das französische Pistou enthält zwar ein wenig Käse, aber die italienische Salsa verde und die kanarische Mojo verde kommen ganz ohne sie aus. So auch die marokkanische Chermoula, die außer Knoblauch auch Gewürze wie Kreuzkümmel, scharfes und edelsüßes Paprikapulver und Zitronenschale enthält. Noch authentischer wird die Chermoula durch die Zugabe eine kleinen Stücks eingelegter Salz-Zitrone, die einen ganz charakteristischen Geschmack hat. Der mediterrane Geschmack wird durch gutes Olivenöl abgerundet.
Die heimischen Wildkräuter, die in diesem Rezept das Koriandergrün ersetzen, können nach Belieben variiert werden. Entscheidend ist, was zu finden ist. Dabei sollte es aber immer eine Mischung mehrerer Kräuter sein, damit keines zu dominant ist. Die Menge der Kräuter für das nachfolgende Rezept sollte mindestens einem dicken Bund Petersilie entsprechen. Hat man viel Bärlauch zur Verfügung, kann man den Knoblauch reduzieren oder ganz weglassen. Kommt viel Schaumkraut oder ausdauernde Kresse in die Soße, braucht man weniger Chili-Schärfe. Ein größerer Anteil Sauerampfer ersetzt die Säure des Zitronensafts.
Die Chermoula ist in verschiedenen arabischen Ländern verbreitet und es gibt regionale Variationen in der Zubereitung. Charakteristisch sind aber vor allem die gemahlenen Kreuzkümmel-Samen, die der Soße einen orientalischen Geschmack verleihen.
Wildkräuter-Chermoula
Zutaten für 1 Potion:
1 Bund Frühjahrs-Wildkräuter, gemischt
2 Zehen Knoblauch, frisch
1 Bio-Zitrone
¼ TL Chili-Flocken
½ TL Paprika, edelsüß
½ TL Kreuzkümmel, gemahlen
½ TL Koriandersaat, gemahlen
50 ml Olivenöl, fruchtig
Salz
Pfeffer, schwarz, frisch gemahlen
Zubereitung:
Die Kräuter waschen, trockenschütteln und grob hacken. In einen Pürierbecher oder einen Blender geben, die Gewürze und das Olivenöl dazu geben. Die Zitrone auspressen und die Hälfte der Zitronenschale abreiben. Zitronensaft und -abrieb zu den Kräutern geben. Alle Zutaten zu einer nicht zu flüssigen Soße pürieren. Am Schluss mit Salz abschmecken, ggf. noch Olivenöl zugeben.
Tipp: wer eine Salz-Zitrone zur Hand hat, gibt statt der abgeriebenen Zitronenschale davon ein kleines Stück zur Soße und püriert dieses mit.
Die Chermoula ist vielseitig einsetzbar, sie kommt als Dip zu frischem Brot ebenso gut zur Geltung wie zu Fleisch oder Fisch. Aber auch zu Gemüse-, Kartoffel- und Nudelgerichten kann sie, ähnlich wie das italienische Pesto, gereicht werden.
Wichtiger Hinweis: Wildpflanzen und andere Pflanzen dürfen nur als Lebensmittel verwendet werden, wenn sie 100%ig sicher bestimmt werden können! Für die sichere Erkennung unbedingt zuverlässige Bestimmungsbücher zu Rate ziehen und an Wildpflanzen-Führungen und -Schulungen teilnehmen. Die Verwechslung mit giftigen Doppelgängern muss ausgeschlossen werden können!
Auch für die äußerliche Anwendung von Wildpflanzen ist eine absolut sichere Bestimmung Voraussetzung. Selbst für Dekorationszwecke, insbesondere für Tischdekoration sollten nur ungiftige Wildpflanzen verwendet werden.
Außerdem unbedingt die Vorschriften zum Naturschutz beachten und nur nachhaltig sammeln! Unter Schutz stehende Wildpflanzen dürfen nicht gesammelt werden!
Ein Gedanke zu „Grüne Soße auf marokkanisch – Chermoula aus Wildkräutern“
Kommentare sind geschlossen.