Räuber-Essig

Der Essig der Vier Räuber vereint die antimikrobiellen Eigenschaften verschiedener Kräuter und Pflanzen. Eine Legende erzählt, warum er auch Pest-Essig genannt wird. Und die Wissenschaft von heute erklärt, warum der auch als „Thieves-Vinegar“ oder „Vinaigre de Quattre Voleur“ bekannte Essig so berühmt geworden ist.

Der Legende nach soll es im Mittelalter während der großen Pest-Epidemie in Europa eine Bande von vier Räubern gegeben haben, die in Marseille die Häuser von Pest-Toten ausraubte, ohne sich dabei selbst anzustecken. Als die vier Diebe festgenommen werden konnten, bot man ihnen die Freiheit an, wenn sie im Gegenzug ihr Geheimnis verraten würden, wie sie sich vor der tückischen Krankheit schützten.

Die vier Räuber gaben preis, dass sie von einer alten, weisen Frau das Rezept für einen Essig bekommen hätten, der mit verschiedenen Kräutern und Knoblauch versetzt war. Damit wuschen sie sich bei ihren Raubzügen ab und bedeckten Mund und Nase mit einem Tuch, das in diesem Essig getränkt war.

Es gibt verschiedene Überlieferungen für das Rezept des Räuber-Essigs, aber den meisten ist gemeinsam, dass sie außer Knoblauch auch Salbei, Lavendel, Thymian, Rosmarin und Wacholderbeeren enthielten. In den ursprünglichen Rezepturen spielte auch die Weinraute (Ruta graveolens) eine wichtige Rolle, die seit dem Altertum eine wichtige und für unzählige Leiden genutzte Heilpflanze war, heute aber unter anderem wegen der darin enthaltenen Foranocumarine, die Hautreizen verursachen können, nur noch selten Anwendung findet. Im Volksglauben galt die Pflanze darüber hinaus in vielen Regionen auch als das Universalmittel, um böse Geister und Unglück abzuwenden.

Viel konkreter sind heute dagegen die Wirkungen der anderen Inhaltsstoffe des Räuber-Essigs erforscht, zu denen es zahlreiche wissenschaftliche Studien gibt. Insbesondere die aromatischen mediterranen Kräuter wie Salbei, Lavendel, Thymian und Rosmarin enthalten viele ätherische Öle. Die für den starken Duft verantwortlichen, leicht flüchtigen Öle werden Monoterpene genannt. Sie haben antiseptische und antimikrobielle Eigenschaften.

Die Kräuter, aber vor allem auch Knoblauchzehen und Wacholderbeeren, wirken insbesondere gegen bestimmte Bakterien und Viren. So kann es sein, dass die Legende einen wahren Kern hat, da die Kombination von Essig, der selbst auch eine leicht desinfizierende Wirkung hat, und den Pflanzen mit besonders intensiven ätherischen Ölen gegen das Pest-Bakterium gewirkt haben könnte. Außerdem ist es möglich, dass die Flöhe, die im Mittelalter Überträger der Pest waren, durch den starken Geruch abgeschreckt wurden. Auch heute noch werden stark duftende Pflanzen als Insekten-Abwehrmittel verwendet.

Räuber-Essig

Zutaten für 3/4 l:

100g      Knoblauch (ca. 1 Knolle)
1 Bund  Thymian, frisch
1 Bund  Salbei
1 Bund  Rosmarin
1 Bund  Lavendel
3 EL       Wacholderbeeren
750 ml  Apfelessig,

Zubereitung:

Die Knoblauchzehen schälen und in Scheiben schneiden. Die Kräuter zerkleinern.

Alle Zutaten in ein großes Glas geben und mit dem Apfelessig übergießen. Mindestens 3 Wochen an einem warmen Ort stehen lassen, auch bis zu 3 Monate. Dann den Essig abfiltern und in eine sauberen Flasche füllen. Dunkel und kühl aufbewahren.

Anwendung:

Bei ersten Anzeichen einer Erkältung können 1-2 EL pur eingenommen werden, dann alle 3-4 Stunden jeweils ein weiterer EL voll. Alternativ werden 1-2 EL in ein Glas Wasser gemischt und getrunken.

Vorbeugend kann der Räuberessig auch in Salat-Dressings anstelle des üblichen Essigs zur Herstellung einer Vinaigrette verwendet werden.

Außerdem eignet sich der Essig-Kräuter-Auszug auch zum Desinfizieren von Oberflächen in Küche und Bad.

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