Wie die Brennnessel wegen ihrer Brennhaare geschmäht wird, ist auch der stachelige Brombeer-Strauch vielerorts nicht gerne gesehen und wird entsprechend unterschätzt. Dabei hat er doch so viel mehr als nur die süßen, blau-schwarzen Früchte zu bieten. Ein einfacher Korb in Schwingen-Technik ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die langen Brombeer-Ranken zu nutzen.
Als Pionierpflanze aus der Familie der Rosengewächse verfügt der Brombeer-Strauch (Rubus) nicht nur über Dornen (genau genommen sind es eigentlich Stacheln), sondern auch über besonders gute Überlebensstrategien. Seine Zweige können bis zu 6 Meter lange Ranken bilden, die an den Stellen, an denen sie den Boden berühren, neue Wurzeln schlagen. Auf diese Weise erobern sie große Flächen im Nu und sichern sich ihren Lebensraum. Dieser bietet auch vielen Tieren Nahrung und Schutz und ist deshalb ein wichtiger Teil des Ökosystems.
Wenn man verhindern möchte, dass sich das Brombeer-Gestrüpp immer weiter ausbreitet, muss es allerdings geschnitten werden. Dabei bietet sich die Gelegenheit, hervorragendes heimisches Material zum Korbflechten zu gewinnen, das haltbar, stabil und gleichzeitig flexibel ist.
Da Weiden sehr viel aufwändiger im Anbau sind, wurden früher Körbe zum Transport und zur Aufbewahrung unter anderem auch aus Brombeer-Ranken hergestellt. In Irland wurden traditionell auch Siebe daraus geflochten, denn die Ranken halten auch den häufigen Kontakt mit Wasser sehr gut aus. Das Korbflechten ist eine der ältesten Handwerks-Fähigkeiten, die wahrscheinlich bereits in der Steinzeit praktiziert wurde.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um Flechtmaterial aus Brombeersträuchern zu gewinnen und zu verarbeiten. Nach meiner Erfahrung es am einfachsten, die langen Triebe zu ernten und ähnlich wie Peddigrohr zu verarbeiten. Bei der Schwingen-Technik ist der Aufbau des Korbes mit Hilfe eines „Rahmens“, um den das Felchtmaterial „geschwungen“ wird, relativ einfach und kann auch von Anfängern umgesetzt werden.
Zum Korbflechten in dieser Technik braucht man die frischen, einjährigen Triebe der Brombeere, die ohne weiteres mehrere Meter lang werden können. Am besten werden sie während des Sommers geerntet und frisch verarbeitet, so lange sie biegsam sind. Man kann sie aber auch vorbereiten und trocknen lassen. Will man sie zu einem späteren Zeitpunkt verarbeiten, müssen sie dann vorher mehrere Stunden eingeweicht werden.
Korb aus Brombeer-Ranken
Material
Für einen Henkelkorb mit einem Durchmesser von ca. 50 cm benötigt man:
- 2 Äste von Weide, Haselnuss, Quitte, 150 cm lang, gleichmäßig dick mit einem Querschnitt von ca. 1,5 cm
- 6 Äste von Weide, Haselnuss, Quitte, 60 cm lang, gleichmäßig dick mit einem Querschnitt von ca. 1 cm
- Sehr viele, möglichst lange Brombeer-Ranken mit einem Querschnitt von ca. 3-4 mm
- Einige Brombeer-Ranken mit einem Querschnitt von 1-2 mm
- Außerdem: Gartenschere, dünner Floristen-Draht, dicke Lederhandschuhe, 2 Wäscheklammern
Anleitung
Bevor man die Brombeer-Ranken verwenden kann, müssen sie von den Dornen befreit werden. Dazu zieht man dicke Lederhandschuhe an (braucht man ohnehin zum Schneiden der Ranken), hält eine Ranke mit der einen Hand an der Triebspitze fest und fährt mit der anderen Hand fest entlang der Ranke bis zum anderen Ende. Dabei werden sowohl Blätter als auch Dornen entfernt. Die entdornten Ranken werden auf dem Boden parallel nebeneinander gelegt, so dass sie übersichtlich sind. Man kann die Ranken auch bereits ein paar Tage im Voraus sammeln und entdornen, muss sie aber dann eingepackt an einem schattigen Platz aufbewahren, damit sie nicht austrocknen. Dazu werden sie am besten aufgewickelt.
Der Aufbau des Korbes beginnt damit, die 150 cm langen Äste von Blättern zu befreien und jeweils vorsichtig zu einem Kreis zu biegen. Die beiden Enden eines jeden Astes werden mit einem dünnen Floristen-Draht zusammengebunden, so dass der Kreis zusammenhält. Am besten ist es, wenn man die beiden auf diese Weise entstandenen Reifen ein paar Tage trocknen lässt, damit sie ihre Form behalten. Beide Reifen müssen den gleichen Durchmesser haben.
Nun kann mit dem eigentlichen Flechten des Korbes begonnen werden. Dazu werden die beiden Reifen im 90°-Winkel ineinander gesetzt und an den Kreuzungsstellen erst einmal mit dem Floristen-Draht fixiert. Dann beginnt man an einer der Kreuzungen mit einer dünnen Brombeer-Ranke indem man es diagonal immer über den Reifen und einmal darum herum führt. Mit dieser Flechttechnik, die auch „Auge Gottes“ genannt wird, werden die beiden Reifen auf beiden Seiten miteinander verbunden und geben so ein stabiles Gerüst für den Korb. Die Enden der Flecht-Ranken werden zwischendurch mit Wäscheklammern festhalten, damit sich das Geflochtene nicht wieder auflöst.
Der eigentliche Korb entsteht nun in einer Hälfte der „Kugel“, die andere ist der Henkel. Deshalb lohnt es sich zu schauen, welches Stück der Reifen sich am besten als Henkel eignet. Dieser ist dann oben.
In die untere Hälfte werden nun zwei der kürzeren Äste eingebaut, indem man sie anspitzt und in die Ecken zwischen der ursprünglichen Kreuzung der beiden Reifen und dem Auge Gottes steckt. Die Länge der beiden Äste (Streben) muss so angepasst werden, dass sie sich biegen und die spätere Form des Korbes vorgeben.
Nun wird endlich richtig mit dem Flechten begonnen. Dazu nimmt man eine der langen Ranken, aber möglichst immer noch eine etwas dünnere. Mit ihr wird einfach geflochten: über den Rand, unter die Strebe, über den unteren Reifen, über die Strebe und unter dem Rand, dann einmal um den Rand wickeln und wieder zurück. Durch die ungerade Anzahl der Streben (5) ergibt sich dabei von alleine ein Geflecht. Wenn eine Ranke zu Ende ist, wird einfach eine neue angesetzt. Dabei sollte man allerdings darauf achten, dass das Ende der einen Ranke und der Anfang der neuen Ranke an der Außenseite des Korbes liegen.
Es wird von beiden Seiten etwa 10 cm breit geflochten. Dann werden die übrigen 4 Äste zwischen die bereits vorhandenen Streben gesteckt. Nun sind es insgesamt 9 Streben. Mit den 9 Streben genauso weiterflechten. Hinweis: bei kleineren Körben reichen auch 5 Streben aus.
Zur Mitte hin können dickere Ranken verwendet werden und das mehrfache Umwickeln des Randes kann entfallen.
Wenn von beiden Seiten die Mitte erreicht wurde, werden die überstehenden Anfänge und Enden der Flecht-Ranken mit der Gartenschere schräg abgeschnitten. Sie müssen genügend überlappen, dass sie auch später nicht mehr herausrutschen können.
Wichtiger Hinweis: je frischer die Ranken verarbeitet werden, desto mehr schrumpfen sie beim Trocknen. Dadurch kann das Geflecht etwas lockerer werden. Das lässt sich ausgleichen, indem zu einem späteren Zeitpunkt in der Mitte noch weitere Ranken eingeflochten werden.
Das saftige Grün der Brombeer-Ranken verblasst nach einer Weile, die Rot- bis Violett-Färbung, die manche Ranken aufweisen, bleibt aber weitgehend erhalten.
Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch Körbe und Siebe in ähnlichen Formen herstellen:
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