Eine der frühesten kulturellen Errungenschaften der Menschheit ist die Fähigkeit, aus pflanzlichen und tierischen Fasern einen haltbaren Faden herzustellen. Damit wurde eine Vielzahl weiterer Verwendungsmöglichkeiten der Rohstoffe erschlossen. Nicht zuletzt für die Herstellung von gewebten Textilien ist dieser erste Schritt des Spinnens unabdingbar.
Das Spinnen ist eine der ältestens Handarbeits-Techniken und wurde schon in der Steinzeit praktiziert. In vielen Kulturen der Erde wurden, unabhängig voneinander, ähnliche Methoden entwickelt, um lose Fasern mit Hilfe von Drall miteinander zu einem haltbaren Faden zu verbinden.
Eine Spindel ist ein einfaches, aber effizientes Werkzeug dafür und funktioniert seit Jahrtausenden nach dem gleichen Prinzip. Sie besteht aus zwei wesentlichen Elementen: einem Spindelstab und einem Wirtel. Der Spindelstab ist ein stabförmiger Schaft, oft aus Holz. Der Wirtel kann aus sehr unterschiedlichen Materialen hergestellt werden: entweder auch aus Holz oder zum Beispiel aus Knochen, Ton, Stein oder Glas (heutzutage auch aus Kunststoff). Das Prinzip einer Spindel ist ähnlich wie das eines Kreisels: der Wirtel ist dabei die Schwungmasse und bewirkt durch Fliehkräfte, dass sich eine Spindel um die eigene Achse, den Spindelstab, dreht und die vorher losen Fasern dabei miteinander verdrillt.
Das Spinnrad ist im Vergleich zur Handspindel eine recht neue Erfindung. Es lässt sich etwa seit dem 15. Jahrhundert nachweisen. Selbst Genies wie Leonardo da Vinci haben sich den Kopf darüber zerbrochen, wie man eine so wichtige Technik wie das Spinnen effizienter machen kann und hat eines der ersten Flügelspinnräder entworfen. Der Vorteil des Spinnrades gegenüber der Handspindel besteht vor allem darin, dass es die Fasern gleichzeitig mit sich selbst verdrehen und den gesponnenen Faden aufwickeln kann.
Eine einfache Handspindel selbst herstellen
Material:
1 Zweig, ca. 25 cm lang, sehr gerade (z.B. Haselstrauch)
4 Zweige, jeweils ca. 15 cm lang
Zwirn
(Schnitz-)Messer
Anleitung:
Die Zweige von den Blättern befreien und mit einem Messer ggf. etwas glätten.
Jeweils zwei der dünneren Zweige mit dem Zwirn an einer Seite fest zusammenbinden. Dann das erste Zweig-Paar im unteren Viertel des Spindelstabes um diesen herum legen und auf der anderen Seite ebenfalls fest mit dem Zwirn zusammenbinden. Das zweite Zweig-Paar im 90°-Winkel anlegen und ebenso verfahren. Die beiden Zweig-Paaren müssen am Spindelstab fest anliegen, so dass sie von alleine nicht verrutschen. Anschließend werden sie auf gleiche Länge abgeschnitten und vorsichtig ausgerichtet.
Es ist nicht unbedingt nötig, aber für den Anfang hilfreich, wenn der Kopf des Spindelstabes angeschnitzt wird. Dann hält der Spinnfaden besser.
Wie man mit der Spindel spinnt, dazu gibt es gute Videos auf YouTube.
Die so entstandene Spindel ist ein sogenannte Kreuzspindel. Diese Form der Spindel wird zum Beispiel heute noch in der Türkei verwendet. Bei ihr lässt sich der gesponnene Faden direkt zu einem Knäuel aufwickeln. Um es von der Spindel abzunehmen, werden die Wirtel-Stäbe einfach herausgezogen. Man kann den Faden aber auch, wie bei den Spindeln mit runden Ton-, Holz- oder Knochenwirteln, auf den Spindelstab wickeln.