Wachstuch statt Plastikfolie

Wenn heute von Wachstuch oder -tischdecke die Rede ist, dann ist eigentlich immer ein mit Plastik beschichteter Stoff gemeint, der dann häufig auch noch aus Kunststoff hergestellt ist. Dabei ist Wachstuch ursprünglich ganz wörtlich zu verstehen gewesen: ein Tuch (in der Regel aus Leinen gewebt), das mit flüssigem Bienenwachs imprägniert wurde und dadurch viele nützliche Eigenschaften hat.

Das flüssige Wachs legt sich um die Fasern des Stoffes und füllt die Zwischenräume (Wer schon mal Wachsflecken aus einer Tischdecke gebügelt hat kennt den Effekt ;-). Wenn es abkühlt wird es fest, der Stoff wird dadurch wasser- und fettabweisend und sogar einigermaßen luftdicht. Das Wachstuch lässt sich deshalb mit Wasser abwischen oder sogar abwaschen, weshalb es sich gut als unempfindlich Tischdecke eignete. Aber auch zum Abdecken und Verpacken von Lebensmitteln ist es prima. Der Stoff wird durch das Wachs „formbar“, weshalb er sich ähnlich wie Frischhalte- oder Alufolie über ein Gefäß legen oder darum herum falten lässt.

Früher hat man die Vorräte mit Wachstuch vor Austrocknen und Verunreinigung geschützt oder seinen Proviant darin eingepackt. Und was machen wir heute? Im Idealfall verwenden wir dafür Mehrweg-Behältnisse, die gespült werden können. Die sind allerdings meist aus Kunststoff – und man weiß nicht so genau, welche Weichmacher oder sonstigen Bestandteile auf die darin verpackten Lebensmittel übergehen. Oft verwenden wir aber auch Frischhaltefolie oder Plastikbeutel, weil sie so schön praktisch sind. Diese werden – wie Plastik-Strohhalme, Plastik-Geschirr und viele andere Einweg-Gegenstände des täglichen Gebrauchs – meist nur wenige Minuten benutzt, um dann zum größten Teil auf ewig auf Mülldeponien zu lagern oder in den Weltmeeren einen immer größer werdenden Plastik-Kontinent zu bilden. Um dem Plastik-Fluch zumindest im Kleinen entgegenzuwirken, sind die Wachstücher eine super Alternative. Sie sind nahezu unbegrenzt wiederverwertbar. Sie können abgewaschen werden und von Zeit zu Zeit mit dem Bügeleisen sogar sterilisiert werden. Das Bienenwachs wirkt leicht antibakteriell, was durch die Zugabe von Baumharz noch verstärkt werden kann. Man kann Bienenwachs-Tücher inzwischen wieder kaufen, aber man kann sie auch relativ einfach selbst herstellen.

Bienenwachs-Tücher

Material:

Stoffreste aus Leinen oder Baumwolle, vorgewaschen (um die Chemikalien, mit denen die meisten Stoffe bei der Herstellung behandelt werden, loszuwerden)
Küchenwaage
leere Blechdose (kann man mehrmals verwenden)
kleiner Topf
Bienenwachs (als Pastillen erhältlich oder Reste von reinen Bienenwachskerzen)
Kokosöl oder Sonnenblumenöl
Backpinsel
Backpapier
Bügeleisen

Anleitung:

Die Stoffreste in der gewünschten Größe zuschneiden. Empfehlenswert sind z.B. mindestens 20 x 20 cm für kleine Gefäße, mindestens 30 x 30 zum Einpacken von Butterbroten und mindestens 40 x 40 für größere Schüsseln.

Die Bienenwachs-Pastillen oder Kerzenreste in eine leere Dose geben. Etwa ein Viertel des Gewichts des Bienenwachses an Kokosöl oder Sonnenblumenöl dazu geben, wenn vorhanden außerdem ein Stückchen Harz.

Das Wachs in einen kleinen Topf stellen und diesen mit so viel Wasser füllen, dass die Dose nicht kippt. Dann das Wachs im heißen Wasserbad schmelzen. Das geht beim Bienenwachs relativ schnell, bis das Harz sich aufgelöst hat dauert es etwas länger.

In der Zwischenzeit den Arbeitsplatz mit einer Lage Backpapier auslegen. Das erste Stoffstück darauf legen und die flüssige Wachs-Mischung mit dem Backpinsel darauf verteilen. Dann das Stoffstück etwas abkühlen lassen. Mit dem nächsten Stoffstück genauso verfahren und so weiter. Das Wachs sollte sich dabei  einigermaßen gleichmäßig auf dem Stoff verteilen.

Wenn alle Stoffstücke getränkt und wieder abgekühlt sind, ein Stoffstück zwischen eine doppelte Lage Backpapier legen und mit dem Bügeleisen auf Stufe 2 (Baumwolle) über die obere Lage Backpapier bügeln. Dadurch wird das Wachs wieder flüssig und verteilt sich noch gleichmäßiger in den Fasern.

Die Bienenwachs-Tücher nach dem Bügeln abkühlen lassen. Jetzt können sie verwendet werden.

Wenn noch etwas von der Bienenwachs-Mischung in der Dose übrig ist, kann diese später verwendet werden, um die Wachstücher nachzuimprägnieren oder weitere herzustellen. Man kann die Tücher statt mit dem Bügeleisen auch im Backofen bei 80°C auf einem mit Backpaper ausgelegten Backblech imprägnieren.

Hübsch gemusterte Stoffe sind doch auch viel netter anzusehen als Plastik- oder Alufolie, oder? Und aus den Wachstüchern lassen sich zum Beispiel auch praktische Lunch-Bags nähen.

Ein Hinweis noch: leicht verderbliche Lebensmittel wie Fisch oder Fleisch sollten nicht in den Wachstüchern aufbewahrt werden.

%d Bloggern gefällt das: