Alte Drucktechniken sind eine faszinierende Sache und erfordern eigentlich eine hohe handwerkliche Kunst sowie besondere Gerätschaften. Wenn man mit einfachen Mitteln und weitgehend alltäglichen Haushalts-Gegenständen eine alte Drucktechnik, wie zum Beispiel die Radierung, umsetzen kann, hat das aber eine ganz besondere Faszination.
Eigentlich müsste es „Verbundpackung-Druck“ heißen, denn diese Drucktechnik funktioniert mit allen Verpackungen, die aus mehreren Schichten bestehen und Alufolie enthalten. Während das bei Milch-Verpackungen oft gar nicht mehr der Fall ist, findet man die Verbundpackung zum Beispiel auch bei passierten Tomaten, Apfelmus, H-Sahne oder anderen flüssigen Lebensmitteln.
Die Verbundpackung ersetzt die Metallplatte aus Stahl oder Kupfer, die traditionell für Radierungen und Stiche verwendet wird. In diese Platte wird, mit unterschiedlichen Verfahren, das Motiv geritzt. Wenn das Motiv fertig ist, wird die Druckplatte mit Farbe eingerieben. Die Farbe bleibt in den feinen Linien hängen und wird von der unbearbeiteten Oberfläche wieder abgewischt. Um die Farbe aus den Vertiefungen auf das Papier zu bekommen, benötigt man eine Tiefdruck-Presse. Und dies ist der zweite Trick in der vereinfachten Technik: die Nudelmaschine ersetzt die Tiefdruck-Presse.
Benötigt wird also für einen Milchtüten-Druck folgendes
Material
eine leere und saubere Verbundverpackung
Schere oder ein Cutter
eine dicke, spitze Nadel
1 kleine Tube Linoldruck- oder Tiefdruck-Farbe
ein weicher Lappen
Aquarell-Papier (oder ein anderes stark saugendes, dickeres Papier)
2 Stücke Bastelfilz
Löschpapier oder Küchenkrepp
eine Auflaufform in der Größe des zu bedruckenden Papiers
ein kleines Handtuch
eine Nudelmaschine
Anleitung
Die saubere Verbundpackung vorsichtig aufschneiden, so dass sie möglichst keine Knicke bekommt. Dann aus dem Material ein Stück in der gewünschten Größe herausschneiden. Dabei ist die Breite der Nudelmaschine die maximale Breite des Papiers, um die Druckplatte herum sollte noch ein Rand von mindestens 1 cm stehen bleiben.
Mit der spitzen Nadel wird das Motiv auf die aluminiumfarbene Seite in die Platte geritzt. Dabei sollte die Vertiefung der Linie deutlich zu sehen sein, aber nicht die Pappe-Schicht verletzten. Ein Probedruck mit einem einfachen Motiv ist ratsam.
Wenn das Motiv fertig ist, wird mit einem weichen Tuch ein wenig Farbe in kreisenden Bewegungen auf der Platte verteilt. Dabei wird die Farbe vorsichtig in die Rillen eingerieben. Anschließend wird mit einem sauberen Stück des Tuches die Farbe auf der Oberfläche wieder abgerieben.
Das Papier, das auf die passende Größe zugeschnitten wurde, wird dann für ein paar Minuten in eine mit Wasser gefüllte Auflaufform gelegt. Zwei gleich große Stücke Bastel-Filz sowie zwei Stücke Löschpapier werden in der Zwischenzeit so zugeschnitten, dass sie etwas größer sind als das Papier.
Dann das Papier aus dem Wasserbad nehmen und auf dem Handtuch abtrocknen. Anschließend wird wie folgt geschichtet:
Bastelfilz
Löschpapier
eingeweichtes Papier
eingefärbte Druckplatte (mit der Motiv-Seite nach unten)
Löschpapier
Bastelfilz
Dieses Paket wird dann vorsichtig zwischen die Walzen der Nudelmaschine eingelegt und durch die Maschine gedreht. Die Stufe 4 hat sich bei mir bewährt, das hängt aber auch von der Dicke des Filzes und des Papiers ab.
Anschließend werden die verschiedenen Schichten vorsichtig auseinander genommen und die Druckplatte vom Papier abgenommen. Das bedruckte Papier zum Trocknen auf eine ebene Oberfläche legen. Wenn es fast getrocknet ist, mit einem Buch beschweren, damit es sich nicht wirft.
Die Druckplatte kann anschließend erneute eingefärbt und für weitere Drucke genutzt werden. Nach einigen Drucken wird der Druck allerdings etwas unschärfer, weil das Material nicht so haltbar ist wie Stahl oder Kupfer. Trotzdem eine praktikable Technik für individuelle, gedruckte Kunstwerke und gleichzeitig ein geniale Upycling-Methode.
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