Im Rheinland hat er in der kalten Jahreszeit eine lange Tradition. Und er hat fast so viele Namen wie Variationsmöglichkeiten: Topfkuchen, Döppekooche, Uhles, Kesselsknall, Knüüles oder auch „Martinsgans des armen Mannes“ – um nur ein paar davon zu nennen.
Am 11. November wird auch heute noch in vielen Regionen Sankt Martin gefeiert. Verschiedene Bräuche ranken sich um die Geschichte des Heiligen Martin von Tours, der der Legende nach im bitterkalten Winter mit dem Schwert seinen warmen Mantel zerschnitt, um ihn mit einem Bettler zu teilen, der am Wegesrand im Schnee saß. Laternenumzüge, Martinsfeuer, Martinslieder und süße Wecken sollen an den Heiligen erinnen.
Früher aß am Martinstag, wer es sich leisten konnte, eine Martinsgans zur Feier des Tages. Und wer sich im Rheinland keine Gans leisten konnte, der improvisierte ein Festessen aus den Lebensmitteln, die verfügbar waren. Kartoffeln und Brot waren die Grundnahrungsmittel, die satt machten. Ein Stück Speck, geräucherte Wurst und getrocknete Früchte waren die Ausnahme und wurden für besondere Anlässe aufgehoben.
Der Kesselskuchen wurde also aus der Not der ärmeren Bevölkerung geboren, aber er wurde, gleich eines Gänsebratens mit Knödeln und Rotkohl, als Festessen zelebriert. Wenn man den Kesselskuchen im Gansbräter zubereitet, dann wird er tatsächlich zur „Martingans“ und man kann ihn sich lebhaft als Festschmaus vorstellen. Viele Familien haben ihr individuelles Rezept entwickelt, auf das sie schwören.
Kesselskuchen ist ein sättigendes Gericht, das herzhafte und süße Komponenten wunderbar vereint. Er eignet sich nicht dazu, regelmäßig auf dem Speiseplan zu stehen. Er ist weder low-carb noch vegetarisch noch paleo, aber er ist ein Stück Tradition, das zu bewahren es sich lohnt. Martinstag ist schließlich nur einmal im Jahr…
Besonders gut schmeckt die „Martinsgans des armen Mannes“, wenn man eine große Portion davon zubereitet und die Familie oder Freunde zum gemeinsamen Martinsessen einlädt.
Zutaten für 10-12 Portionen:
5 kg Kartoffeln, überwiegend festkochend
5 Zwiebeln, mittelgroß
5 Eier
300g Mettwürstchen, grob
200 g Bauchspeck
300 g Rosinen und/oder Trockenpflaumen
Salz (ca. 1 TL für die angegebene Menge, da der Speck und die Würstchen auch salzig sind)
Als Beilage: Apfelmus oder Rübenkraut
Zubereitung:
Die Kartoffeln schälen, in eine Schüssel mit kaltem Wasser legen. Die Zwiebeln ebenfalls schälen und anschließend abwechselnd mit den Kartoffeln mit der Küchenmaschine (oder einer Handreibe) mittelfein reiben.
Die Kartoffel-Zwiebel-Masse salzen und eine Weile stehen lassen. In der Zwischenzeit den Speck, die Mettwürstchen und die Trockenpflaumen fein würfeln*. Dann die Kartoffel-Zwiebel-Masse ausdrücken und die Flüssigkeit abgießen. Anschließend die Speck- und die Mettwurst-Würfel sowie die Rosinen und die Trockenpflaumen zugeben. Zusammen mit den Eiern alles gut mischen und verkneten. Einen Gansbräter oder eine große Auflaufform buttern, die Masse einfüllen und fest drücken.
Den Kesselskuchen ca. 2 Stunden bei 180°C im Backofen garen, zunächst ohne Deckel. Falls die Kruste sehr dunkel werden sollte, später einen Deckel aufsetzen oder mit Alufolie abdecken.
Zum Kesselskuchen wird traditionell Apfelmus gegessen, manche Rheinländer schwören auch auf Rübenkraut, einen aus Zuckerrüben hergestellten, dunkelbraunen, zähflüssigen Sirup. Es passen nach meiner Erfahrung aber auch Kräuterquark, Schmand oder ein Endiviensalat dazu.
Falls Reste vom Kesselkuchen übrig bleiben sollten, werden diese am nächsten Tag , in Scheiben geschnitten und in einer Pfanne angebraten, erneut zu einer Delikatesse. Meist bleibt aber nicht viel übrig…
* man kann den Speck und die Würstchen auch in dicke Scheiben schneiden und die getrockenten Pflaumen am Stück lassen – das ist eine der vielen Variationsmöglichkeiten. Ich persönlich finde, dass sich die salzigen und süßen Aromen besser miteinander verbinden, wenn man die Zutaten in kleinere Würfel schneidet.