Es gibt viele Wildpflanzen, die sich als Gemüse verwenden lassen. Die Gänsedistel eignet sich, neben Giersch, Brennnesseln, Löwenzahn und Wiesenbärenklau, besonders gut dafür, weil sie üppig wächst und reichlich Blattmasse produziert.
In Griechenland versteht man sich besonders gut darauf, aus einfachen Zutaten etwas Leckeres zu kochen. Dabei spielt aber natürlich die Qualität der Zutaten eine große Rolle. In-Wasser-gedünstetes Gemüse ist kulinarisch gesehen eher uninteressant. Bereitet man es aber mit gutem Olivenöl, Zitronensaft, etwas Knoblauch und Salz zu, entsteht daraus eine Delikatesse, die „Chorta“ (manchmal auch „Horta“) genannt wird. Früher war es – nicht nur in Griechenland – üblich, Wildgemüse als Lebensmittel zu sammeln. Dies setzte voraus, dass man sich mit seinen heimischen Pflanzenarten gut auskannte. Angeblich sollen in Griechenland bis zu 100 verschiedene Wildgemüse für Chorta verwendet worden sein. Da aber viele Menschen mit den heimischen Pflanzen nicht mehr vertraut sind, kann man Wildgemüse nur noch gelegentlich auf dem Markt zu hohen Preisen kaufen. Stattdessen wird allerorts heutzutage der omnipräsente Zuchtspinat in den Küchen verwendet, der zwar viel grüne Farbe (Chlorophyll) enthält und deshalb optisch etwas hergibt. Er ist auch ein Vitamin-C-Lieferant, entgegen sich hartnäckig haltender Gerüchte enthält aber nicht übermäßig viel Eisen – dafür aber die weniger gesundheitsfördernde Oxalsäure.
Als Spinatersatz bietet sich vor allem die Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) an, die auch Gewöhnliche oder Kohl-Gänsedistel genannt wird. Aber auch die Rauhe Gänsedistel (Sonchus asper) und die Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis) sind essbar.
Die Gänsedisteln verdanken ihren Namen wahrscheinlich den stacheligen Blatträndern, die bei älteren Exemplaren auch pieksen können. Bei jungen Pflanzen und Blättern sind die Blättränder zwar auch gezahnt, aber noch weich.
An den Blüten kann man erkennen, dass die Gänsedisteln zu den Korbblütlern gehören und deshalb Ähnlichkeit mit dem Löwenzahn haben. Die Blüten bilden viele Samen, die der Wind mit „Fallschirmen“ weit verbreitet. Deshalb kommen Gänsedisteln auch sehr häufig in Gärten, Parks und Wiesen vor.
Die Zubereitung der Chorta ist einfach:
Gänsedistel-Chorta
Zutaten pro Person als Beilage
1 Handvoll Gänsedistel-Blätter und junge Triebe (ca. 200g)
1-2 EL Olivenöl extra vergine
1 Bio-Zitrone
Salz (Meersalz oder Fleur de Sel)
1 Knoblauchzehe, frisch (nach Belieben)
Zubereitung
Die Gänsedisteln waschen und in einen Topf mit kochendem Wasser geben. 1-2 Minuten leicht sprudelnd kochen lassen. Wem der Geschmack der Gänsedistel zu bitter ist, schüttet das Wasser dann weg und setzt das Wildgemüse noch ein zweites Mal für 1-2 Minuten mit frischem kochenden Wasser auf. Anschließend durch ein Sieb abgießen, abtropfen lassen.
In einer Pfanne das Olivenöl leicht erhitzen. Die abgetropften Wildgemüse darin kurz wenden, dann mit Salz, dem Saft einer Viertel Zitrone und nach Belieben dem in feine Scheiben geschnittenen Knoblauch würzen. Mit einer Zitronenscheibe garniert lauwarm oder kalt servieren.
Natürlich kann diese Art von Chorta auch mit anderen Wildgemüsen – wie zum Beispiel Löwenzahn – zubereitet werden. Wer keine Bitterstoffe mag nimmt am besten Brennnesseln oder Spitzwegerich. Und auch mit Spinat oder Mangold ist dieses Gericht einfach göttlich. Und bei mildem Wildgemüse oder Kulturgemüse ist das zweite Mal Aufkochen überflüssig.
Die Gänsedisteln sind als „Unkraut“ ähnlich verpönt wie der Löwenzahn, auch wenn nur wenige sie wirklich kennen. Bei der Bestimmung der Gänsedisteln ist es wichtig, außer auf die gezähnten Blätter, die sehr unterschiedliche Formen haben können, auch auf andere Merkmale zu achten. Eines davon ist der Milchsaft, der auch ähnlich ist wie beim Löwenzahn und an den Stielen beim Abschneiden austritt. Außerdem die bereits oben beschriebenen Blüten und Blütenknospen, die ebenfalls Ähnlichkeit mit denen des Löwenzahn haben.
Wer genau hinschaut, erkennt auch in diesem „Unkraut“ eine Schönheit.
Wie immer gilt: Wildpflanzen nur dann verzehren, wenn die Bestimmung 100%ig ist. Ansonsten besser auf die Kultursorten zurückgreifen.
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