Neunkräutersuppe

Die Neunkräutersuppe ist DIE Frühjahrsuppe schlechthin. Sie wird traditionell besonders an der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche und am Gründonnerstag gegessen, ist aber auch an jedem anderen Tag in der Zeit, zu der die frischen Wildkräuter aus dem Boden sprießen, eine Bereicherung des Speiseplans.

Variationen der Neunkräutersuppe gibt es unzählige, manche Regionen, Kulturen oder auch Familien haben ein überliefertes Rezept, an das sie sich halten. Der Fantasie sind hier jedoch keine Grenzen gesetzt – solange die Suppe neun verschiedene Kräuter enthält. Es gibt klassische Rezepte, die sehr spartanisch sind und bei denen eine Mehlschwitze mit Brühe die Basis für die Suppe bildet, andere binden sie mit Kartoffeln, verquirltem Ei oder Schmand. Dieses Rezept verwendet altbackenes Brot, das mit Zwiebeln angeröstet und anschließend in der Brühe eingeweicht wird und ist damit eine sehr einfache, bodenständige Variante.

Bezüglich der Kräuter gibt es manche, die häufig verwendet werden, und solche, die weniger weit verbreitet sind. Es gibt keine allgemeingültige Zutatenliste, sondern es gilt: es kommt darauf an, was zur Verfügung steht. Das sind im Alpenraum andere Pflanzen als zum Beispiel am Niederrhein. Zu den „üblichen Verdächtigen“ gehören allerdings:

  • Brennesseln (junge Triebspitzen)
  • Giersch (Blätter)
  • Gundermann (Blätter/Ranken)
  • Löwenzahn (Blätter)
  • Spitz- oder Breitwegerich (Blätter)
  • Taubnessel (Blätter und Blüten)
  • Vogelmiere (Kraut mit Blättern und Blüten)
  • Knoblauchrauke (Blätter)
  • Bärlauch (Blätter)

    aber auch:
  • Gänseblümchen (Blüten und Blätter)
  • Sauerampfer (Blätter)
  • (Wiesen-)Schaumkraut (Blüten und Blätter)
  • Scharbockskraut (Blätter vor der Blüte)
  • (Brunnen-)Kresse (Blätter)
  • Wilder Feldsalat (Blätter)
  • Schafgarbe (Blätter)
  • Wiesenlabkraut (junge Triebe)

    und weitere wilde Frühjahrskräuter. Verwendet werden ausschließlich zarte Pflanzenteile bzw. junge Blätter, die noch nicht viele Gerb- und Bitterstoffe enthalten.

Nach einem langen, meist kargen Winter waren diese Art von Suppen eine gute Möglichkeit, die Kälte und die Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben. Heute weiß man, dass die Kräuter vor allem um diese Jahreszeit sehr reich an Vitaminen und Mineralstoffen sind, die den Stoffwechsel anregen. Mehrere verschiedene Wildkräuter miteinander zu kombinieren, hat die Vielfalt der Inhaltsstoffe und damit den Nutzen für den Körper noch verstärkt. Gleichzeitig versprach man sich von der Zahl „9“ eine zusätzliche magische Wirkung, da diese aus „3 x 3“ entsteht. Die Zahl „3“ wird in der abendländischen Kultur in vielen Zusammenhängen als heilig, heilsam oder magisch angesehen. Schließlich sind aller guten Dinge drei – oder eben drei mal drei…

Für die Suppe braucht es, außer den neun verschiedenen Kräuter, nicht viel: Brot, Butter/Öl, Wasser und Salz/Brühe. Wichtig ist vor allem, dass nur Kräuter in die Suppe kommen, die eindeutig bestimmt und sicher sind!

Auch sehr lecker ist die überlieferte Kräutersuppe nach Alexander von Humboldt und unbedingt empfehlenswert sind im Frühjahr die Variationen der Grünen Soße.

Neunkräutersuppe mit Brotschwitze

Zutaten für 2-4 Personen

1 Zwiebel
2-4 Scheiben Brot (am besten Sauerteigbrot)
2 EL Butter (alternativ 4 EL Rapsöl, kaltgepresst)
1 l Wasser
Salz oder gekörnte Gemüsebrühe

150-250g gemischte Wildkräuter (siehe oben)

Zubereitung

Die Zwiebel schälen und in Würfel schneiden. Die Brotscheiben in Stückchen brechen oder schneiden.

In einem Topf die Butter oder das Öl erhitzen, die Zwiebel dazugeben und unter Rühren leicht andünsten. Dann die Brotstückchen dazu geben und diese mit der Zwiebel zusammen leicht anbraten, bis sich leichte Röstaromen bilden.

Dann die Zwiebel-Brot-Mischung mit dem Wasser aufgießen und alles mit Salz oder Gemüsebrühe würzen. Alles zusammen aufkochen und 15 bis 20 Minuten leicht köcheln lassen, bis das Brot weich wird.

In der Zwischenzeit die Kräuter verlesen, waschen und grob schneiden oder mit dem Wiegemesser hacken.

Die Kräuter in den Topf geben und bei geschlossenem Deckel 2-3 Minuten lang zusammenfallen lassen. Anschließend den Topf mit der Suppe von der Kochstelle nehmen und mit dem Pürierstab zu einer sämigen Suppe verarbeiten. Die Suppe anschließend nochmal ganz kurz erhitzen und ggf. mit Salz abschmecken.

Wenn kein Pürierstab zur Hand ist, die Suppe mit dem eingeweichten Brot rühren, bis es größtenteils zerfällt. Die Kräuter sehr fein hacken und zum Schluss unterziehen, dann alles nochmal abschmecken. Auch mit dieser gröberen Konsistenz ist die Suppe lecker.

Wer mag, kann die Neunkräutersuppe natürlich nach Geschmack auch noch mit Sahne oder Schmand verfeinern. Die Suppe mit ein paar gehackten Kräutern oder Blüten dekorieren und noch heiß mit einem Stück frischem Brot servieren.

Wichtiger Hinweis: Wildpflanzen und andere Pflanzen dürfen nur als Lebensmittel verwendet werden, wenn sie 100%ig sicher bestimmt werden können! Für die sichere Erkennung unbedingt zuverlässige Bestimmungsbücher zu Rate ziehen und an Wildpflanzen-Führungen und -Schulungen teilnehmen. Die Verwechslung mit giftigen Doppelgängern muss ausgeschlossen werden können!

Auch für die äußerliche Anwendung von Wildpflanzen ist eine absolut sichere Bestimmung Voraussetzung. Selbst für Dekorationszwecke, insbesondere für Tischdekoration sollten nur ungiftige Wildpflanzen verwendet werden.

Außerdem unbedingt die Vorschriften zum Naturschutz beachten und nur nachhaltig sammeln! Unter Schutz stehende Wildpflanzen dürfen nicht gesammelt werden!


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Avatar von Unbekannt

Autor: Maison Rieck Manufaktur

Kräuterpädagogin, Fermentista, leidenschaftliche Köchin, Naturmaterial-Künstlerin, Fränkin