Nicht nur Brombeerranken, sondern auch die Ranken der Kratzbeeren eignen sich erstaunlich gut, um daraus stabile, schöne und praktische Körbe zu flechten.


Die Kratzbeere (Rubus caesius) , auch Kroatzbeere genannt, ist eine Brombeere-Art und wächst wild an Wald- oder Wegrändern. Ihr Wuchs ist niedriger und weniger raumgreifend als die der bekannteren Brombeere, weshalb sie oft übersehen wird. Ihre Früchte bestehen nur aus wenigen runden Steinfrüchten, die meist bereift sind. Deshalb sehen sie wie minderwertige Brombeeren aus und führen eher ein Schattendasein. Das ist schade, denn die Früchte lassen sich ähnlich verwenden wie die der anderen Brombeer-Arten. In manchen Regionen wird daraus auch heute noch Marmelade und Likör hergestellt.


Besonders interessant sind aber die langen Ranken der Kratzbeeren. Sie sind gleichmäßig dünn, flexibel, reißfest und haben eine rötliche Färbung, die durch eine leichte Bereifung noch interessanter wird. Sie eigenen sich, genau wie Brombeer-Ranken, ideal als Flechtmaterial. Man kann sie zum Beispiel mit der Schwingentechnik ähnlich verarbeiten wie im Beitrag Korb aus Brombee-Ranken beschrieben. Da die Ranken allerdings viele kleine Dornen haben, werden sie am besten mit einer Gartenschere und Lederhandschuhen geerntet. Anschließend werden die Dornen und Blätter mit den Lederhandschuhen abgestreift, was bei den Kratzbeeren noch einfacher geht als bei den Brombeeren.
Außer den Ranken als Flechtmaterial braucht man noch ein Stück biegsame Weide, Rose, Quitte oder Haselrute und vier etwas dünnere Streben aus dem gleichen Material. Für den Rahmen wird ein Kreis im gewünschten Umfang (z.B. 25 cm) der Schale gebogen und mit (grünem) Kreppband fixiert. Die Streben sollten deutlich länger sein als der Durchmesser des Reifens (z.B. 35 cm) und an einer Seite zugespitzt. Von ihrer Länge hängt die Wölbung der Schale bzw. des Korbes ab.


Für den Anfang werden zwei Streben an den Rahmen angelegt und mit einer möglichst dünnen Kratzbeeren-Ranke, wie auf dem Bild gezeigt, kreuzweise fixiert. Anschließend wird in Schwingentechnik mit der Ranke über und unter den Streben und um den Rahmen herum gewebt.
Wenn ein Stück gewebt ist, die Streben auf dem gegenüberliegenden Seite des Rahmens ebenso fixieren. Dabei die Streben leicht biegen, so dass eine Wölbung entsteht.


Nachdem beide Enden fixiert sind, wird zwischen Strebe und Rahmen jeweils eine weitere Strebe eingefügt und auf passende Länge geschnitten, die zur Wölbung des Schalen-Bodens passt.


Dann wird von beiden Seiten zur Mitte der Schale hin so lange mit den Kratzbeeren-Ranken gewoben, bis keine Lücke mehr vorhanden ist. Neue Ranken werden dabei immer so angesetzt, dass die Enden auf der Unterseite der Schale liegen (siehe auch Anleitung zum Korb aus Brombeer-Ranken).
Da die Kratzbeeren-Ranken am besten frisch verarbeitet werden, schrumpfen sie beim Trocknen ein wenig. Deshalb kann ggf. es sinnvoll sein, nach ein paar Tagen noch ein oder zwei Ranken in der Mitte einzuflechten, damit das Geflecht dicht bleibt.
Kratzbeeren-Ranken können auch nach dem Entdornen aufgerollt und getrocknet werden. Dann müssen sie vor der späteren Verarbeitung allerdings mindestens 24 Stunden in Wasser eingeweicht werden.


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3 Kommentare zu „Geflochtene Schale aus Kratzbeeren-Ranken“
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