Gallustinte

Im Herbst fallen mit den Eichenblättern auch die Galläpfel zu Boden, die sich oft darauf befinden. Aus ihnen lässt sich eine tiefschwarze Tinte zum Schreiben und Zeichnen herstellen.

Ein Herbstspaziergang in einem Eichenwald kann bereits eine ausreichende Menge an Galläpfeln bereithalten. Je stärker das Laub bereits verblasst ist, umso deutlicher heben sich die runden, gelb-rötlichen Formen von den Blättern ab. Als Galläpfel werden kugelige Wucherungen an der Blattunterseite verschiedener heimischer Eichenarten bezeichnet. Sie entstehen als Abwehrreaktion der Eiche, wenn Eichengallwespen-Weibchen im Frühjahr Eier in die Blattadern legen. Frische Galläpfel sind fest, lassen sich aber z.B. mit dem Messer aufschneiden und haben eine helle Farbe. Getrockneten Eichengallen sind dagegen relativ hart und dunkel gefärbt. Sie enthalten sowohl frisch als auch getrocknet einen sehr hohen Gerbstoff-Anteil, der sie bereits seit der Antike für die Herstellung von Tinte sehr interessant macht.

Getrocknet sind die Eichengallen auch käuflich zu erwerben und es gibt sogar noch ein paar wenige Hersteller, die auch heute noch Gallustinte produzieren. Vor allem im Mittelalter war die Gallustinte als Schreibmittel von großer Bedeutung, da sie nicht nur lichtechter ist als andere Tinten, sondern sogar als dokumentenecht gilt. Sie lässt sich also nicht löschen und wird deshalb auch heute noch für die Unterzeichnung wichtiger Verträge verwendet.

Gallustinte

Material

50g getrocknete Eichengallen
450 ml Wasser (am besten Regenwasser)
7,5g Eisen-II-Sulfat
10g Gummi arabicum (Pulver)

Mörser oder alte, elektrische Kaffeemühle
0,5 l Glasgefäß
Kleiner Topf aus Edelstahl
Tee- oder Kaffeefilter als Papier
Schraubgläser mit Deckel

Anleitung

Für die Herstellung der Tinte werden die getrockneten Eichengallen im Mörser oder mit Hilfe der Kaffeemühle möglichst fein zerkleinert.

Dieses Pulver wird in ein ausreichend großes Glasgefäß gegeben und mit dem Wasser gemischt. Die Mischung muss mindestens eine Tag einweichen, kann aber auch bis zu drei Tage stehen bleiben. Zwischendurch mehrmals umrühren.

Dann wird die Mischung in einen kleinen Topf umgefüllt, auf dem Herd zum Kochen gebracht und darf dann ca. 10 Minuten leicht weiterkochen.

Nach dem Abkühlen wird der Eichengallen-Auszug durch einen Tee- oder Kaffeefilter zurück in das Glasgefäß gefüllt.

Die Flüssigkeit ist nach dem Filtern immer noch bräunlich, was sich durch die Zugabe des Eisen-II-Sulfats in Grau bis Schwarz ändert. Nach der Zugabe des Gummi arabicums wird die Tinte am besten in ein fest verschließbares Schraubglas gegeben. Dieses wird in den nächsten Tagen immer wieder geschüttelt, damit sich die Farbe intensiviert und sich das Gummi arabicum gleichmäßig auflöst. Es verbessert die Fließeigenschaften der Tinte, indem es sie etwas dickflüssiger macht.

Am besten lässt sich die Tinte mit einer Stahlfeder oder einer aus Schilrohr geschnittenen Feder schreiben. Dabei fällt auf, dass sie anfangs noch hellgrau ist und erst nach einer oder mehreren Stunden durch Oxidation dunkel wird.

Eisengallustinte ist sehr haltbar, aber auch relativ aggressiv. Sie kann im Laufe der Zeit Papier zersetzen, was bei historischen Handschriften zum gefürchteten Tintenfraß führt. Für Kalligrafie oder Kunst lässt sie sie aber auch heutzutage noch sehr gut verwenden.


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Avatar von Unbekannt

Autor: Maison Rieck Manufaktur

Kräuterpädagogin, Fermentista, leidenschaftliche Köchin, Naturmaterial-Künstlerin, Fränkin